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Ernen

DIE PEST IN ERNEN

Der schwarze Tod kam aus Binn heraus. Westlich von Ernen fliesst noch heute ‚ds Tootubrunschi‘ (=Totenbrunnen). Es hat seinen Namen seit der Pestzeit. Hier nämlich stellte sich der schwarze Tod auf und rief mit schrecklicher, in jedes Haus eindringender Stimme: "Pimpernella und baats (geröstetes) Brot und suscht bischt am Morgu toot!"

Von hier aus sprang der schwarze Tod mit einem einzigen Schritt auf den Hügel mitten im Ernerfeld, dem wir noch heute Totenhubel sagen. Dort schrie er zum zweiten Male: "Pimpernella und baats Brot und suscht bischt am Morgu toot!" Und schliesslich sprang er auf das erste Haus in Niederernen. Dort begann die Krankheit und raffte viele Leute in kurzer Zeit dahin. Nur wer Pimpernella und geröstetes Brot genommen hatte, blieb verschont. Ein Mann aus Ernen wollte dem Tode entfliehen und begab sich ins Rappental in die Alpe Ripei, etwa drei Stunden entfernt. Hier wartete er.

Der Rat von Ernen besprach einst bis spät in die Nacht die grosse Not. Da hörte er die Stimme des ‚Toten‘ aus dem Ernerwalde heruntertönen: "Ich gehe nicht aus Ernen weg, bis das Männchen in Ripei heraus ist!" Sofort rafften sich die Männer auf, im Rappental den Versteckten zu suchen. Der hörte sie kommen und verbarg sich in einer anderen Hütte.
Am folgenden Tage sprang eine kleine Katze vor sein Fenster, schrie und miaute, bis er sie einliess. Das Kätzlein setzte sich ihm sofort auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: "Ripeimännli, jetz is Zit!" Darauf verschwand es und ward nicht mehr gesehen. Der Mann verstand sogleich, kehrte zurück nach Ernen, wurde krank und starb. Nach ihm hörte die Pest auf. Dieser Mann soll der Landeshauptmann Michael Tschampen von Niederernen gewesen sein.