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Illustration David Zurbriggen

Leuk

DIE GÜSLER AUS DEM VANOISCHI


In der guten alten Zeit war es nicht Sitte, dass die Knechte und Mägde ebenso lange schliefen wie die gestrengen Herrschaften. Auch hielt man nicht eine Magd für das Hauswesen und eine zweite für die Verpflegung des Viehstandes. Diese mannigfaltige und schwere Arbeit wurde von einer und derselben Person besorgt.
So wurde es auch in einer Ratsherrenfamilie von Leuk gehalten. Die Magd führte das Hauswesen und dazu ging sie jeden Morgen beim ersten Hahnenschrei nach der Suste, um dort das Vieh ihres Herrn zu besorgen.

Lange Zeit wanderte die treue Magd von Leuk nach der Suste, ohne etwas Ungewöhnliches zu bemerken. Wie sie aber an einem Quatembertage beim Morgengrauen auf die damals gedeckte Rottenbrücke kam, schlug vom Vanoischi her ein unerwartetes Getöse wie Hufschlag und das Wiehern von Pferden an ihr Ohr. Und wie sie in der höchsten Verwunderung in die angegebene Richtung schaute, da schien ihr der unheimliche Lärm durch den Illgraben daherzurasen. Einen Augenblick verstummte er, dann aber scholl das Sporenklirren und das Rasseln der Säbel heftiger und nun entstiegen dem Bette des Ill schwarze Hengste mit fliegenden Mähnen und feurigen Hufen. Auf ihrem Rücken sassen schwarzgekleidete Herren mit weisser Krause und Dreispitzhut. An ihrer Seiten hingen silberne Säbel und die Sporen glänzten wie Gold. Und wie der wilde Tross daherraste und über die Brücke flog, da glühte der Boden unter den Hufen der Rosse. Feuergarben entquollen den geblähten Nüstern und es entstand ein solcher Luftzug, dass sich die Magd an der Brückenlehne festklammern musste, um nicht weggeschleudert zu werden.


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