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Illustration Felix Grundhöfer

Ried-Brig

DER TANZ IM SCHALLBERG


Ein Mann von Brigerberg ging einmal spät in der Nacht beim untern Schallberg vorbei. Er hatte am Morgen sein Vieh auf die Weiden seiner Alpe getrieben und kehrte nun etwas verspätet auf dem alten Römerweg nach Hause zurück. Nicht ohne Furcht durchschritt er in tiefer Nacht den finstern Tannenwald. Als er im Grund aus dem Wald heraustrat und in eine Lichtung gelangte, verschwand allmählich die Furcht. Aber es sollte noch anders werden.

Wie er im untern Schallberg angelangte, sah er in einem Hause obenan die Fenster hell erleuchtet. Sinnberückende Melodien einer wilden Tanzmusik drangen an sein Ohr und deutlich vernahm er das taktweise aufschlagen vieler Füsse eines tanzenden Volkes. "Wer ist so verwegen, hier an einem abgelegenen Orte in so später Stunde einen Tanz abzuhalten?" dachte er bei sich selbst. "Es werden junge Leute sein, die sich den Augen der Obrigkeit entziehen wollen." Eintreten wollte er nicht. Er stieg aber auf einen ganz in der Nähe stehenden Holunderstrauch; von dort aus konnte er durch die hell erleuchteten Fenster die Gesellschaft übersehen. Doch sonderbar, als er oben auf dem Strauch stand, verstummte die Tanzmusik, die Lichter waren ausgelöscht, ringsum herrschte das geisterhafte Dunkel und die unheimliche Stille der Nacht. Nichts war vernehmbar als das Rauschen der Saltina unten im wilden Gantertobel. Leises Zittern befiel ihn und er liess sich auf den Boden nieder.


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