< ZURÜCK ZUR KARTE|   VISP

Täsch

DER UNTERGANG VON TÄSCH


Das Dort Täsch stand früher am Orte, wo es heute heisst ‚im Täschgufer‘. Da wohnten nicht gerade sehr viele Leute, dafür aber reiche und geizige.

Einst kehrte am späten Abend ein hungriger Mann bei einer reichen Bäuerin ein und bat sie um Speise und Nachtlager. Die Frau sott eben Butter ein, wollte dem Fremden aber nichts geben. Vielmehr schrie sie ihn an, war frech mit ihm, beschimpfte ihm und jagte ihn hungrig weg. Traurig zog der Mann weiter, hinüber auf die andere Seite der Vispe, ins Schali. Da war damals auch ein Dorf. An Fronleichnam kamen dorther zwölf bemantelte Vorsteher und zwanzig Paar Vorbräute zur Prozession, alle in weisses Landtuch gekleidet.
Hier im Schali kehrte der Bettler bei einer armen Witwe ein. Sie hatte selber nichts als ein Huhn im Stall und ein bisschen Fett im Topf. Diese Frau bat er nun, ob sie ihm etwas zu essen geben könnte und ob er hier schlafen dürfte.

Die Witwe schlachtete ihr letztes Huhn und briet es mit ihrem letzten Fett im Topfe. Nachher bereitete sie dem Fremden ein sauberes Nachtlager.
Der armen Mann dankte herzlich und sagte vor dem Schlafengehen, wenn sie in der Nacht etwa rumpeln und krachen höre, solle sie keine Angst haben, ihr werde sicher nichts passieren. Am Morgen war der Mann weg und das alte Täsch war unter dem Täschgufer begraben. Die Witwe fand ihr Huhn lebendig im Stall und das Fett war wieder im Topf.
Im Täschgufer fliesst noch heute ein Brunnen. Da heisst es, er komme gerade da heraus, wo einst der Altar der Dorfkirche stand.